Der King of Latin Jazz zelebrierte am Montag im Opernhaus das 50. Jahr seiner Karriere als Bandleader. Oder war es das 51.? Egal, was zählt, ist die gute Stimmung des Moments.
VON PETER BÜRLI
"Seine Musik ist eine dauernde Aufforderung zum Tanz", schrieb ein französischer Kritiker über den 72jährigen New Yorker Timbalero Tito Puente. Und diese Aufforderung nimmt er immer wieder gerne an. Während die meisten Altersgenossen einen Abend im Ohrensessel vorziehen, legt Puente eine zweistündige Show auf die Bretter, in der er keine Sekunde stillsteht. Sein Repertoire an Faxen ist kaum kleiner als sein schlagtechnisches. Seine Ansagen kennen nicht nur die eingefleischten Fans in- und auswendig, und trotzdem wird es keinen Moment langweilig. Tito Puente ist ganz einfach ein echtes Showtalent, und seine Konzerte münden regelmässig in ausgelassene Tanzparties. Im Opernhaus war dies auch durch das gestuhlte Parkett und die gestrengen Götter, die von der Decke im Opernolymp das Treiben verfolgten, nicht zu verhindern.
Und so ganz nebenbei wird ja schliesslich auch noch musiziert, dass es eine Freude ist. Tito Puente ist ein absolutes Multitalent mit einem Kompositionsstudium an der renommierten New Yorker Julliard School of Music und einer Erfahrung von mittlerweile 107 Plattenaufnahmen unter eigenem Namen. Das aktuelle 12köpfige Latin Jazz Ensemble mit zwei Trompeten, zwei Posaunen, drei Saxophonen und der klassischen Latin-Jazz-Rhythmusgruppe mit Klavier, Bass, Timbales, Congas und Bongos vereint erstklassige Solisten wie den Altsaxophonisten Bobby Porcelli oder den Pianisten und Arrangeur Sonny Bravo. Vor allem Porcelli vermochte sich in der latinisierten Cole-Porter-Nummer "I Concentrate On You" als astreiner Beboper in der Tradition eines Phil Woods zu profilieren.
Ansonsten zählt hier vor allem das Teamwork,
sei das in Miles Davis "All Blues" oder in Puentes Welterfolg "Oye como va",
der wie immer mit viel Brimborium und dem neckischen Hinweis "We don't play
Santana tunes" angekündigt wurde. Einmal warmgelaufen, ist diese Latin-Maschine
kaum mehr zu stoppen, auch wenn vielleicht nicht jeder Ton mit der letzten
Perfektion gespielt wird. Eine Steigerung brachte da nur noch der Gastauftritt
der Sängerin Yolanda Duke. Ihre pralle Sinnlichkeit zündete die Endstufe dieser
Latin-Rakete und machte sogar Tito Puente für kurze Zeit zum Statisten seiner
eigenen Band. Der liebenswerte Grandseigneur des Latin Jazz wusste es mit
Fassung zu ertragen. Die Standing ovation zum Schluss war ihm sicher.